1986 – Das Auswanderer-Interview mit Deutschlehrer Michael.



Ich habe unser erstes Interview mit Deutsch- und Geschichtslehrer Michael
geführt, der 1986 nach Neuseeland ausgewandert ist.

Im September 1986vor fast 36 Jahren steht der frischgebackene Deutschlehrer
Michael am Amsterdamer Flughafen. Neuseeland war nie sein Traumland,
er möchte lediglich einen alten Schulfreund besuchen

Von Neuseeland weiß er nichts und kauft sich am Flughafen
erstmal einen Reiseführer. Danach weiß der gebürtige Norddeutsche
zumindest, dass Neuseeland mehr Schafe als Einwohner hat.
Nach 24 schlaflosen Stunden im Flugzeug wird er von seinem
Schulfreund am Flughafen abgeholt.

Der erste kulinarische Schock ist Neuseelands Nationalspeise
an der Tankstelle: ein Pie. Ein gebackener Kuchen mit Hackfleischfüllung.

» Mir wird schon übel, wenn ich es nur beschreibe «

Pies mag er bis heute nicht, die ebenfalls an der Tankstelle gekaufte Landkarte
entpuppt sich aber als Erfolg – denn google maps gab es damals nicht. 
Nachdem Michael seine Arbeitserlaubnis bekam arbeitete er ein Jahr als Lehrer.
Der Job in Neuseeland sah aber ganz anders aus als in Deutschland.

Plötzlich war er Mathelehrer, unterrichtete die Unterstufe und kontrollierte,
ob die Socken der Schuluniformen richtig sitzen. Lehrer ist Michael schon lange nicht mehr.

Heute lebt Michael seit 36 Jahren in Neuseeland. Das erste Jahr war das härteste.
Es gab weder Aufschnitt noch deutsches Brot,
sondern nur weißes Toastbrot und gekochte Bohnen.

Bis heute sind ihm einige Dinge in Neuseeland suspekt:
die schlecht isolierten Häuser und elektrische Heizdecken im Bett,
Spaghetti
auf Brot und Weihnachten im Hochsommer.

Freuen können sich Auswander:innen auf neuseeländische Freundlichkeit,
die Gelassenheit und die unberührte Natur.